Die Ausschussvorsitzende erläutert den bisherigen Werdegang und übergibt das Wort an die Herren Röhr und Müßig vom Ingenieurbüro Steinburg, die sich mit der hydraulischen Nachberechnung der betroffenen Regenwassernetze in der Innenstadt befasst haben.

 

Herr Röhr erläutert zu Beginn, dass die betroffenen Regenwassernetze in 2 Bereiche eingeteilt sind. Das Gebiet 4a umfasst den Bereich Hafenstraße, Badestraße, Süderstraße und Sandwall / Königstraße. Das Gebiet 4b-Süden umfasst den Bereich Am Königsgarten, Landesstraße, Heymannsweg und Hafenstraße.

 

Demnach sei das größte Problem im Bereich 4a (Hafenstraße). Dort treffen alle Leitungen des Gebiets 4a aufeinander, die im freien Gefälle zur Einleitung auf die Ostkaje führen. In der Hafenstraße gibt es einen Notüberlauf DN 150 bis zum Pumpwerk des Bereichs 4b-Süden (Am Königsgarten). Bei stärkeren Regenereignissen findet bei einem Einstau in der Hafenstraße ein Abschlag statt, sodass eine Entlastung in Richtung des Netzes 4b-Süden stattfindet, hier kann es in einigen Fällen zu einem Rückstau kommen. In dem Gebiet erfolgt die Entwässerung durch das Pumpwerk über eine Druckleitung DN 150 in das Netz 4b-Norden und von dort aus fließt es im freien Gefälle direkt über die Westkaje ins Hafenbecken. Zum Schutz vor Überflutungen ist die Freigefälle- Rohrleitung aus dem Gebiet 4B Süden mit einem Schieber dauerhaft abgesperrt(Rückstau aus dem Hafenbecken bei Hochwasser).Sie kann bei Niedrigwasser als Notüberlaufleitung genutzt werden.

 

Im Anschluss stellt Herr Röhr die Ergebnisse dieser Berechnung einschließlich der Sanierungsmaßnahmen (inkl. Kostenschätzung) vor.

 

Die Berechnung erfolgte hydrodynamisch mit dem modernsten Simulationsprogramm HYSTEM-EXTRAN des ITWH Hannover. Entsprechend der Empfehlung DWA Arbeitsblatt 118 werden die hydraulischen Zustände im Kanalnetz für einen Modellregen nach Euler Typ II mit den heutigen Anforderungen einer Regenhäufigkeit (n=0,20, Wiederkehrzeit alle 5 Jahre, Empfehlung für Stadtzentren) rechnerisch simuliert. Für die hydraulische Betrachtung wird das mittlere Tidehochwasser als Außenwasserstand im Hafenbecken angenommen.

 

Für das Regenwassernetz 4a heißt dies im folgenden, dass es durch eine hydraulische Überlastung in der Hafenstraße und in der Großen Straße zum Überstau mit Austritt aus den Kanalschächten kommt. Die Ursache liegt in der mangelhaften Leistungsfähigkeit der Haupt-Ablaufleitung zwischen Königstraße/Hafenstraße und der Einleitestelle Hafenbecken. Bei einem erforderlichen Durchmesser von DN 600 besitzt die Ablaufleitung nur einen Durchmesser von DN 500/DN 300 bis zur Einleitestelle. Der entsprechende Rückstau führt zu den Überflutungen. Da die vorhandene Leitung unter dem Hafenamt hindurch führt, muss bei einer Sanierung eine neue Trasse gewählt werden. Die wirtschaftlichste Lösung wäre die direkte Trassierung entlang der Hafenstraße durch die Stöpe bis zur Einleitestelle am Hafenbecken. Da die Kajenwand aus einer Stahlspundwand und einer horizontalen Gurtung mit Anker und Ankerwand besteht, ist eine Rohrdurchführung mit DN 600 nicht möglich. Es müssten 2 zusätzliche Rohrdurchführungen hergestellt werden, um den hydraulisch erforderlichen Durchmesser DN 600 zu gewährleisten. Höhenmäßig müsste die Aufsplittung der Leitung bereits auf Höhe der Stöpe mit einem Verteiler beginnen. Nach der Sanierung wäre der übrige Bereich ausgelastet, aber als ausreichend anzusehen. Ein Überlauf zum Netz 4b-Süden würde ebenfalls nicht mehr stattfinden. Die Kosten dieser Maßnahme würden sich auf rund 240.000 € belaufen.

 

Für das Regenwassernetz 4b-Süden heißt dies im folgenden, dass die Leistungsfähigkeit des Pumpwerks (ca. 30l/s) nicht ausreichend ist und es hierdurch zu Überstau mit Austritt von Regenwasser aus dem Kanalnetz im Bereich der Zufahrtsrampe zur Tiefebene des Parkdecks kommt. Die Überlastungssituation wird durch Zuflüsse aus dem Notüberlauf des Netzes 4a verschärft. Dies könnte verhindert werden, wenn das Netz neu gegliedert wird und lediglich der Bereich um das Parkdeck an dem Pumpwerk angeschlossen werde. Zur Entwässerung könne hierfür die derzeit abgesperrte Ablaufleitung genutzt werden. Ein einfacher Austausch der Pumpe gegen ein leistungsstärkeres Aggregat ist nicht möglich, da die anschließende Druckleitung DN 150 sich ebenfalls an der Kapazitätsgrenze befindet. Das Pumpwerk müsste jedoch eine zusätzliche Druckleitung DN 200 erhalten. Alle westlich vom Parkdeck laufenden Leitungen werden vom Pumpwerk abgekoppelt und entwässern im freien Gefälle über die derzeit abgesperrte Ablaufleitung in das Hafenbecken. Somit würde es nicht mehr zu einem Überlauf im Bereich des Parkdecks kommen. Die Kosten dieser Maßnahme würden sich auf rund 80.000 € belaufen.

Die Pumpwerkausrüstung selbst ist über 25 Jahre alt. Der genaue Sanierungsumfang muss noch geprüft werden. Bei extremen Hochwasserständen muss die Ablaufleitung allerdings abgesperrt werden und das gesamte Netz 4b-Süden entwässert wie bisher mit allen Problemen und dem hohen Risiko von Überflutungen über das vorhandene Pumpwerk bzw. der Druckleitung DN 150. Um Überflutungen auch bei solchen Umständen zu vermeiden, müsste ein neues Pumpwerk und eine neue Druckleitung erstellt werden. Bei einer erforderlichen Sanierung der Maschinen- und Elektrotechnik des Pumpwerks würden sich die Gesamtkosten auf rund 100.000 € erhöhen. Bei einem Neubau eines leistungsstarken Pumpwerkes mit Druckleitung würden sich die Gesamtkosten auf rund 160.000 € belaufen.

 

Herr Röhr geht im Anschluss nochmals auf die Regenereignisse vom Juli und August diesen Jahres ein. Die extremen Regenereignisse aus dem Sommer liegen mit ihren durchschnittlichen Intensitäten 5,5/9,8/10,5 mm in 10 Min. deutlich über der Intensität des Bemessungsregens. Solche Regenereignisse können also auch in Zukunft zu Überflutungen führen, allerdings auf Grund der hydraulischen Sanierung mit geringerem Ausmaß und, was wichtig ist, unter Einhaltung der gültigen Anforderungen der Überflutungssicherheit.

 

Im Anschluss an die Präsentation ergeht eine Diskussionsrunde, bei der eine weitere Möglichkeit der Entwässerung aufgezeigt wird. Diese sehe vor im Netz 4a auf die Erneuerung der Leitung DN 600 zu verzichten und statt dessen nach Osten in die Nordsee zu entwässern, wie es am Wellenbad ebenfalls praktiziert werde. Diese Möglichkeit soll überprüft werden.

 

Die Ausschussvorsitzende dankt den Herren Röhr und Müßig und wünscht einen angenehmen Heimweg.