hier Auftragsvergabe
Beschlussempfehlung:
Auf der Grundlage ihres Angebotes vom 28.08.2017 wird der Firma PED
GmbH,
Bahnhofstraße 3, 17159 Dargun,
der Auftrag zur vorläufigen Auftragssumme
von 545.771,90 € brutto erteilt.
Sachdarstellung mit Begründung:
Die Steuerungstechnik speziell die Automatisierungsgeräte
(SPS), die Prozessleittechnik und das lokale Netzwerk aus der Erstausstattung
zwischen 1993 und 1998 sind mittlerweile technisch veraltet. Im Zuge der
letzten Sanierungen (Faulturm) und Erweiterungen (Solare Trocknung, 2008) gab
es erhebliche Probleme, die mitgelieferte aktuellere Automatisierungstechnik in
den Bestand zu integrieren; letztlich mussten diese neben der bestehenden
Technik überwacht und visualisiert werden. Für die Aktualisierung und Pflege
des bestehenden PC-Leitsystems fand sich kein Auftragnehmer mehr. Die
Programmpflege in den Steuerungen steht vor den gleichen Problemen, für die
Hardware der Siemens-Steuerungen gibt es keine garantiefähigen Ersatzteile
mehr.
Die Stadt Wyk auf
beauftragte das Ingenieurbüro Schweingruber daher mit der Planung für
die zukünftige Struktur.
Die Leistungen zu der o. g. Maßnahme wurde
entsprechend der VOB/A § 3 (2) beschränkt ausgeschrieben. Die Ausschreibungsunterlagen
wurden an 5 Firmen versandt. Der Submissionstermin wurde auf den 31.08.2017,
14:30 Uhr, festgesetzt.. Es lagen zwei form- und fristgerecht eingegangene
Angebote vor.
1.
Wertungsstufe: Rechnerische Prüfung und Prüfung der Vollständigkeit
Die Angebote sind rechtzeitig eingegangen
und waren ordnungsgemäß verschlossen. Sämtliche Angebote sind rechtsgültig
unterzeichnet. Es gab weder Nebenangebote noch Preisnachlässe. Die
Angebotspreise für den kompletten Umfang sind:Nach rechnerischer Prüfung ergibt sich
folgende preisliche Reihenfolge der Bruttoangebotssummen:
|
Bieter |
netto |
brutto |
1 |
PED GmbH |
458.631,85 |
545.771,90 |
2 |
Actemium
Cegelec GmbH |
XXXXXXXXX |
XXXXXXXX |
Die Unternehmen sind zur Durchführung der Baumaßnahme als geeignet
einzustufen.
Der Angebotspreis von Bieter 2 beträgt
113,2 % vom Erstplatzierten. Grundsätzlich ist daher die Frage nach der
Auskömmlichkeit des Angebots zu beantworten.
Ohne Stundenlohnarbeiten (Titel 16) und den
vierjährigen Wartungsvertrag (Pos. 1.1.90), der separat zu vereinbaren und
abzurechnen ist, belaufen sich die Nettoangebotssummen auf:
|
Bieter |
netto ohne
Stundenlöhne und Wartungsvertrag |
1 |
PED GmbH |
443.715,85 |
2 |
Actemium Cegelec GmbH |
XXXXXXX |
Hierdurch ergibt sich keine Verschiebung der
Preisreihenfolgen. Auch andere Positionen, die als Bedarfspositionen mit
Gesamtpreis ausgewiesen waren, führen bei deren Nichtbeauftragung zu keiner
Verschiebung der Reihenfolge.
Kalkulationsprüfung
Zu prüfen
war die Auskömmlichkeit des PED-Angebots. Beide Bieter legten das ausgefüllte
Formblatt 221 „Preisermittlung bei Zuschlagskalkulation“ vor. Fa. PED kommt
hierbei auf einen Verrechnungslohn von 69,52 €, Actemium auf XXXXX €. Bei
PED wird in der Gesamtkalkulation der gesamte Softwareumfang wie eine weitere
Leistung einkalkuliert, so dass der Verrechnungslohn auf dem Monteurslohn
basiert und somit deutlich niedriger als das mittlere Lohn- und
Gehaltsaufkommen ausfällt. Letzteres ist vermutlich in der Kalkulation von
Actemium enthalten.
Die Monteurstunde auf der Baustelle bietet PED
für 65,00 an, Actemium für XXXX. Beim Programmierer – und das ist mit Abstand
der größte Arbeitsumfang bei dieser Maßnahme - ist das Verhältnis PED/Actemium
100,00 zu XXXXX!
Die bisher angesetzten Preise der Fa. PED
sind dem Verfasser aus anderen Maßnahmen bekannt (z. B. Kläranlage Wolfsburg)
und liegen bei 45,00 für einen Monteur bzw. 55,00 für einen Meister. Demzufolge
darf man annehmen, dass die deutlich höheren Zuschläge für Auslösung und
Fahrzeiten nach Föhr in die Kalkulation eingeflossen sind.
Um den geschätzten Arbeitsaufwand beider
Bieter zu beurteilen, wurden die Positionen des Leistungsverzeichnisses den
Arbeitsfeldern „Software“, „Hardware“, „Montage“ sowie weiteren wie Planung und
Lizenzkosten zugeordnet (siehe Anhang 2). Die Gesamtleistungen wurden einfach
durch den angebotenen Stundensatz geteilt:
Bei der Software einschließlich Signalcheck
ergibt sich ein Zeitaufwand von 1250 zu 970 Stunden, ohne Signalcheck liegen
beide Bieter mit etwa 900 Stunden gleichauf. Demzufolge resultiert der Vorsprung
von PED auf dem angebotenen Stundensatz und nicht auf der Kalkulation
unverhältnismäßig niedriger Zeitaufwendungen. Dabei wurde angenommen, dass
beide Bieter die Zeiten im Büro und vor Ort ähnlich aufteilen.
Allerdings besteht im Titel 10, „Anbindung
von Stationen“ eine deutliche Diskrepanz, was zu einer Nachfrage bei PED
führte. Ausdrücklich wurde jedoch der Vororteinsatz als „einkalkuliert“
angegeben. Dies gilt auch für einzelne Einheitspreise wie „Bildmasken“ (Pos.
1.4.0190 ff.), die für sich genommen grenzwertig auskömmlich sind (siehe
Nachfrage vom 7.9.).
Ähnlich sieht dies bei der Hardware und der
Montage aus: Actemium ist erheblich günstiger bei den Hardwarelieferungen im
Titel 2, zieht man jedoch alle Montageleistungen und Hardwarelieferungen zusammen,
ergibt sich eine ähnliche Gesamtsumme (etwa 250.000,- netto), allerdings ergibt
sich hier ein niedrigerer Stundenaufwand
bei PED von 631 zu 1.104 Std. Der angesetzte Stundenaufwand deckt sich jedoch
etwa mit dem im Entwurf abgeschätzten Aufwand von 500 Std., so dass auch hier
die Auskömmlichkeit nicht angezweifelt werden kann bzw. die Kosten durch die
Hardwarezuschläge gedeckt sind.
Bei der Pos. 1.15.0010 „Klimagerät“ für das
Betriebsgebäude erscheint der angebotene Preis von Actemium nicht auskömmlich,
PED hat hierfür und für die Spleißarbeiten Subunternehmerleistungen angeboten.
Technische Aufklärung der Angebotsinhalte
Beide Bieter haben das gleiche
Visualisierungssystem „Flowchief“ mit ähnlichen Preisen angeboten, andere
Komponenten weichen von den vorgeschlagenen Fabrikaten und Typen ab. Die Bieter
wurden daher vom Ingenieurbüro per E-Mail am 4.9. um Auskunft über technische
Details gebeten. Anfragen bzw. Antworten sind in den Anlagen dokumentiert.
Leitsystem:
Es sind in den Pos. 1.4.0070 und 0080 eine
Lizenz für 10.000 Datenpunkte sowie eine Erweiterung auf eine unbegrenzte
Anzahl ausgeschrieben worden. Letztere ist von PED mit 1,00 und von Actemium
mit XXXXXXX verpreist worden. PED teilte auf Nachfrage mit, dass es eine
derartige Lizenzerweiterung nicht gäbe, was von Flowchief telefonisch bestätigt
wurde. Auf telefonische Nachfrage bei Actemium (Herr Cammann, 5.9.) wurde
mitgeteilt, dass es sich bei dem Preis um eine Erweiterung auf 15.000
Datenpunkte handeln würde. Quintessenz: Beide haben in gleicher Weise nicht den
Ausschreibungstext befolgt bzw. befolgen können. Nimmt man diese Position aus
der Wertung heraus, ergäbe sich ein Vorteil von netto XXXXXX zugunsten
Actemium.
Zur Clientsoftware für das Leitsystem (Pos.
1.4.0100): Beide haben „FC HMI“ angeboten, was eine eingeständig lauffähige
Visualisierungslizenz für die in den Stationen aufgebauten Bedienstationen ist.
Allerdings ist der Preis bei Actemium nicht angemessen, sondern entspricht der
deutlich günstigeren Variante, die auf den Betrieb des zentralen Servers
angewiesen ist. In dem Punkt wäre Actemium nicht auskömmlich. Technisch sind
auch hier die Angebote gleichwertig.
Netzwerkkomponenten:
Die übermittelten Datenblätter für Server,
Switche und Netzlaufwerk dokumentieren, dass die angebotenen Komponenten den
Vorgaben entsprechen und technisch gleichwertig sind.
PED wurde ausdrücklich auch angefragt
hinsichtlich der Konverter für die Umsetzung Lichtwellenleiter-Kupfer beim
Switch. Diese sind wie ausgeschrieben auch einkalkuliert.
Fernwirktechnik:
Die Angebote unterscheiden sich geringfügig:
Actemium setzt für das Management der Funkverbindungen ebenfalls eine Software
von Flowchief („GPRSManager“) ein, verbunden mit Siemens S7-1200-Stationen vor
Ort. PED bietet die Siemens-Software „Telecontrol“ mit den gleichen Stationen
an, würde aber auch Flowchief einsetzen.
Beide Lösungen sind technisch gleichwertig.
Finanzierung:
Am 06.03.2017 wurde ein Bauentwurf vorgelegt, in dem die
umfangreichen Maßnahmen zur Erneuerung beschrieben und kostenmäßig berechnet
wurden. Die Bruttokosten für die Ausführung wurden mit 580.990,00 veranschlagt.
Im Haushalt der Stadt Wyk auf Föhr stehen Mittel in Höhe
von 650.000 € einschl. Planungskosten zur Verfügung.